Bild: Die Skulptur „Synagoga and Ecclesia in Our Time“ des Künstlers Joshua Koffman wurde von der Saint Joseph‘s University in Philadelphia in Auftrag gegeben, um den fünfzigsten Jahrestag der Erklärung Nostra aetate des Zweiten Vatikanischen Konzils (1965) und die Gründung des Instituts für jüdisch-katholische Beziehungen der Saint Joseph‘s University (1967) zu feiern.
- A Look Back, A Look Forward: Between Two Anniversaries of Nostra aetate. Theological and Cultural Studies Perspectives on the History of its Reception. In: Journal Crosscultural Studies of Religion and Theology (2024), H. 1, 1–40.
Ein Blick zurück, ein Blick nach vorn: Zwischen zwei Jubiläen von Nostra aetate
Theologische und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf die Rezeptionsgeschichte der Erklärung über die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen
Wie erinnern wir uns an ein Ereignis, das Geschichte geschrieben hat – und wie prägt diese Erinnerung unsere Gegenwart und Zukunft? Dieser Beitrag beleuchtet den 50. Jahrestag der bahnbrechenden Konzilserklärung Nostra aetate, in der die katholische Kirche erstmals grundsätzlich Stellung zu anderen Religionen bezog. Im Zentrum steht dabei nicht nur die inhaltliche Rezeption des Dokuments, sondern auch die Frage: Warum kehren solche Jubiläen im Zehn-Jahres-Rhythmus wieder, und was bewirken sie?
Aus kulturwissenschaftlicher Perspektive zeigen sich diese regelmäßigen Gedenkintervalle als Strategie, die Bedeutung eines historischen Ereignisses lebendig zu halten. Besonders im jüdisch-christlichen Dialog ist dieser Rhythmus deutlich spürbar. Der Artikel untersucht exemplarisch drei zentrale Texte zum 50. Jubiläum von Nostra aetate: das vatikanische Dokument Die Gaben und die Berufung Gottes sind unwiderruflich (2015) sowie die jüdisch-orthodoxen Erklärungen Den Willen unseres Vaters im Himmel tun (2015) und Zwischen Jerusalem und Rom (2017).
Der Beitrag bietet einen theoretisch fundierten Einblick in die Rezeption des Konzilsjubiläums – und zeigt, wie stark solche Gedenkfeiern das Selbstverständnis religiöser Gemeinschaften prägen. Dabei wird deutlich: Jubiläen dienen nicht nur der Rückschau, sondern eröffnen neue theologische Perspektiven und laden andere Religionsgemeinschaften zur Stellungnahme ein.
Mit dem Blick auf das bevorstehende 60. Jubiläum liefert diese Analyse einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Forschung: Sie verdeutlicht, wie eng Erinnerungskultur, Identitätsbildung und interreligiöser Dialog miteinander verwoben sind – und warum das Zweite Vatikanum bis heute bewegt.