Mit ihrer Arbeit „Tradition in Bewegung“ richtet Elisabeth Höftberger den Blick auf die fragilen Prozesse der Traditionsbildung im Christentum. Sie macht gerade im Bewusstsein für den Dialog und dessen Verletzlichkeit ein übersehenes Strukturelement dieser dynamischen Prozesse aus.
Redaktion feinschwarz.net
Auszug aus dem Artikel:
Tradition gibt Sicherheit! Das merken viele Menschen schon daran, dass die Tradition im innerkirchlichen Diskurs oder in der breiten Öffentlichkeit immer wieder auf unterschiedliche Weise als Argument in den Raum geführt wird. Was mit „Tradition“ jeweils genau gemeint ist, wird selten offengelegt, beeinflusst allerdings maßgeblich die Ergebnisse kirchenpolitischer Debatten oder theologischer Untersuchungen. Traditionshermeneutik, also die Lehre der Traditionsdeutung, die Kunst des Verstehens, mag auf den ersten Blick trocken, theoretisch und für das tägliche (kirchliche) Leben überholt erscheinen. Das ist sie aber ganz und gar nicht – im Gegenteil: Die Theologiegeschichte macht deutlich, dass Traditionskonzepte hochpolitisch sind. Die Absicherung von Tradition(en) baute immer wieder auf der Verletzung und Abwertung anderer auf, wie der Blick auf das Verhältnis von Christentum und Judentum im Laufe der Geschichte zeigt.