Hoffnung-Blog Nr. 4: Ein Beitrag zu Papst Franziskus, Hoffnung und Klimakrise wird zum Nachruf über die Hoffnung… ? Andrea Maria Schmuck und ich schreiben über:
- Wie sprechen Menschen nach dem Tod von Papst Franziskus öffentlich über ihn als Hoffnungsträger?
- Entwickelte Franziskus eine Theologie der Hoffnung?
- Wie verortete er Hoffnung in Kirche und Gesellschaft?
Und hier ein Ausschnitt aus unserem Beitrag im Blog „Theologie aktuell“ der Kath.-Theol. Fakultät der Uni Erfurt:
PAPST FRANZISKUS und die HOFFNUNG: Wegweiser oder Projektionsfläche?
Dies sollte ein Blogbeitrag werden über Hoffnung, Papst Franziskus und den gesellschaftlichen Diskurs rund um sein Schreiben Laudato si zur ökologischen Krise und weltweiten sozialen Gerechtigkeit, das vor zehn Jahren veröffentlicht wurde und seither eines der öffentlichkeitswirksamsten Papstschreiben ist. Der Tod von Papst Franziskus macht nun noch deutlicher als zuvor sichtbar: Er wurde als „Hoffnungsträger“ wahrgenommen. Der Theologe Paul Zulehner schreibt in einem Nachruf in der Zeitschrift Profil: „Franziskus hat unermüdlich Hoffnung gesät. Nun hat die angstgetränkte Welt einen Hoffnungsträger weniger.“ Als „Wegweiser der Hoffnung“ bezeichnet ihn der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnet Franziskus als „leuchtendes Zeichen der Hoffnung“
aus. Auch der britische Premierminister stellt fest: “Yet he never lost hope of a better world. That hope was at the heart of his papacy.
Aus der Perspektive unseres aktuellen Projekts zu theologischer Hoffnungsforschung in der Klimakrise ist nun interessant, welche Rolle das Thema für Franziskus in seinem Pontifikat gespielt hat und ob er einen spezifischen Ansatz christlicher Hoffnung vertrat.
Bereits im Jahr 2015 bezeichnete Andreas Englisch Papst Franziskus als ein „Zeichen der Hoffnung“. Besonders das letzte Jahr seines Pontifikats legt nahe, dass Hoffnung tatsächlich als zentrales Leitmotiv in Erinnerung bleiben könnte. Hoffnung erfasst auf treffende Weise sein konsequentes Engagement sowohl für arme, marginalisierte und besonders schutzbedürftige Menschen als auch für den Schutz der Schöpfung.
Das Heilige Jahr 2025, das im Angesicht weltweiter Kriege und Krisen stattfindet, stellte Franziskus unter das Motto Pilger der Hoffnung. Passend dazu erschien zu Jahresbeginn seine Autobiografie mit dem prägnanten Titel Hoffe.
Doch was meint Papst Franziskus, wenn er von Hoffnung spricht? Und inwiefern könnte Hoffnung seine Antwort auf die Herausforderungen der ökologischen Krise sein? Zwar entwirft Franziskus keine Theorie oder Theologie der Hoffnung, doch lassen sich in seiner Autobiografie zahlreiche Hinweise finden, wie er Hoffnung versteht. So schreibt er beispielsweise:
- „Hoffnung ist vor allem die Tugend der Bewegung, der Motor der Veränderung: Sie ist die Spannung, die Erinnerung und Utopie verbindet, damit wir daraus tatsächlich jene Träume verwirklichen können, die uns erwarten.“ (9)
- „Die Hoffnung ist weit mehr als eine Illusion, auch weit mehr als das schlichte Vertrauen. […] Hoffnung ist unbesiegbar, weil sie […] die Gewissheit [ist], dass wir alle auf etwas zugehen, von dem wir nicht nur wünschen, es wäre da, sondern das ganz einfach schon da ist.“ (329)
- „Hoffnung ist die Tugend eines Herzens, das sich nicht im Dunkeln verschließt, nicht bei der Vergangenheit stehen bleibt, nicht in der Gegenwart verkümmert, sondern in eine helle Zukunft blickt. Unruhig und voller Freude, so müssen wir Christen sein.“ (377)
Anhand dieser Aussagen lassen sich verschiedene Dimensionen von Hoffnung in seinem Sinne nachzeichnen. Franziskus geht es im Kern darum, wie der Mensch seine Beziehung zur Welt versteht und wie er sich selbst als Teil dieser Welt begreift. Hoffnung – oder zu hoffen – bedeutet daher in erster Linie ein bewusstes Sich-in-Beziehung-Setzen zur Wirklichkeit: zu den Mitmenschen, zur Natur und Umwelt, zu sich selbst und letztlich zu Gott. Bei aller Krisenhaftigkeit und Hoffnungslosigkeit der Wirklichkeit sind diese Beziehungsbestimmungen auf Zukunft hin offen – eine Zukunft, die zwar im Bereich des Möglichen liegt, die zugleich aber auch nicht einfach verfügbar ist. Zu hoffen ist für Papst Franziskus daher Antrieb und Motivation, die gegenwärtigen Entwicklungen aktiv mitzugestalten und die Wirklichkeit aus der Hoffnung heraus positiv zu verändern.